Minister stellt Buch vor, das erstmals Kriegsgräberstätten des Landes wissenschaftlich aufarbeitet
Der für das kulturelle Erbe des Landes zuständige Innenminister Roger Lewentz hat das Buch „Kriegsgräberstätten in Rheinland-Pfalz. Den Toten zum Gedächtnis, den Lebenden zur Mahnung“ vorgestellt. Die Publikation entstand im Rahmen eines Kooperationsprojekts der Direktion Landesdenkmalpflege in der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) mit dem Landesverband des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V (VDK). Erstmals wurden dabei in einem Bundesland die anerkannten Kriegsgräberstätten unter wissenschaftlichen Aspekten denkmalfachlich erfasst, dokumentiert, hinsichtlich ihres Denkmalwertes eingeordnet und die Ergebnisse in einem Buch publiziert.
„Kriegsgräberstätten sind ganz besondere zeitgeschichtliche Zeugnisse und Denkmäler. Sie lassen uns der Toten gedenken, rücken aber gleichzeitig die Gefahren und den Schrecken des Krieges immer wieder aufs Neue in unser Bewusstsein. Zudem mahnen sie uns, dass Frieden und Völkerverständigung keine Selbstverständlichkeiten sind. So gesehen ist die Herausgabe dieses Buches nicht nur ein wichtiges Symbol des Gedenkens, sondern auch ein Aufruf, den Frieden und die Völkerverständigung aktiv für die Zukunft zu bewahren“, sagte Innenminister Lewentz bei der Buchvorstellung in der Steinhalle des Landesmuseums Mainz.
Dargestellt werden in der Publikation die in Rheinland-Pfalz gelegenen Kriegsgräberstätten, historische Hintergründe ihrer Entstehungszeit und ihre charakteristischen Ausprägungen als Zeugnisse einer spezifischen Gedenkkultur, in denen sich die wechselvolle Geschichte des 20. Jahrhunderts widerspiegelt.
„Über das gesamte Land verstreut zeigen Kriegsgräberstätten, dass kaum eine Gemeinde von den Folgen vergangener Kriege verschont blieb. Sie dokumentieren das massenhafte Sterben während der Kriege und sind gleichermaßen stille Orte des Gedenkens und der Mahnung“, erklärte Dr. Heike Otto, Generaldirektorin der GDKE.
Grenznahe Regionen wie das Gebiet des heutigen Rheinland-Pfalz wurden immer wieder zum Schauplatz verheerender Kriege und Zerstörungen, zuletzt im Zweiten Weltkrieg. Erstmals systematisch auf das Andenken der Toten angelegte Kriegsgräberstätten wurden während des Deutsch-Französischen Kriegs 1870/1871 geläufig, deren Gebrauch bei den nachfolgenden zwei Weltkriegen fortgeschrieben wurden.
Die Gräber der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft erhält und betreut hierzulande der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. Er wurde 1919 gegründet und ist ein eingetragener gemeinnütziger Verein mit humanitärem Auftrag. Seit den 1960er-Jahren umfasst die Betreuungs- und Erhaltungsarbeit die Ruhe- und Gedenkstätten aller Opfergruppen (Soldaten, Bombenopfer, KZ-Häftlinge, Kriegsgefangene, zivile Flüchtlinge und weitere Verfolgte).
„Wir helfen Angehörigen bei der Gräbersuche, entwickeln Kriegsgräberstätten zu Lernorten der Geschichte und beraten hiesige Kommunen bei der Aus- und Umgestaltung von Kriegsgräberstätten“, so Martin Haller, Vorsitzender Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V., Landesverband Rheinland-Pfalz, der die Aufgaben des Volksbundes in einer Ansprache erläuterte. Der Volksbund arbeitet im Auftrag der Bundesrepublik Deutschland und mit Mitteln des Auswärtigen Amtes. Schirmherr ist der jeweils amtierende Bundespräsident, aktuell Frank-Walter Steinmeier.
Rheinland-Pfalz hat insgesamt 685 Kriegsgräberstätten mit ca. 64 000 Kriegstoten in Sammel- und Einzelgräbern. Davon stehen bislang etwa 60 anerkannte Kriegsgräberstätten unter Denkmalschutz. „Aufgabe für den Denkmalschutz ist es, die besondere, mit ihrer Entstehung und dem jeweils zeitgenössischen Umgang verbundene Geschichte der Kriegsgräberstätte zu dokumentieren und vor ihrem jeweiligen Bedeutungshorizont zu vermitteln“, so Dr. Roswitha Kaiser, Landeskonservatorin der Direktion Landesdenkmalpflege in der GDKE.
Der Ausgangspunkt der Publikation ist das umfangreiche Material eines Erfassungsprojekts, das in privater Initiative vom 2010 verstorbenen Kunsthistoriker Dr. Ewald Wegner zusammengetragen wurde. Wegner war als wissenschaftlicher Referent und Gebietskonservator bei der Landesdenkmalpflege Rheinland-Pfalz tätig und verfügte über jahrelange berufliche Erfahrung in der Denkmalinventarisation. Zu einer abschließenden, wissenschaftlichen Aufarbeitung, einer kritischen Analyse seiner Erkenntnisse sowie zur geplanten Publikation kam er krankheitsbedingt jedoch nicht mehr. Den dokumentarischen Bestand übergab er seiner Kollegin Dr. Doris Fischer, so konnte schließlich durch die Kooperation mit dem Landesverband Rheinland-Pfalz des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. das Projekt fortgesetzt werden.
Der von der GDKE zusammen mit dem Landesverband Rheinland-Pfalz des VDK herausgegebene Band erscheint in der GDKE-eigenen Reihe „Denkmalpflege in Rheinland-Pfalz – Aus Forschung und Praxis“ als Band 5.
„Neben Beiträgen zu den Auswirkungen der beiden Weltkriege im Land, zur Geschichte und den Aufgaben des Volksbundes sowie zu den gestalterischen Charakteristika der Anlagen, stellt der Band in einem Katalog insgesamt 214 denkmalpflegerisch relevante Kriegsgräberstätten in Rheinland-Pfalz vor“, erklärte Katharina Kreuzarek von der Direktion Landesdenkmalpflege. Darüber hinaus gibt eine abschließende, nach Gemeinden geordnete Tabelle eine Übersicht über die 685 anerkannten Kriegsgräberstätten in Rheinland-Pfalz.
Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz – Wir machen Geschichte lebendig.