Landesmuseum Mainz eröffnet Ausstellung über den Architekten Marcel Lods

Als der Zweite Weltkrieg vor 75 Jahren endete, lag Mainz in Schutt und Asche. Beim Bombenangriff vom 27. Februar 1945 waren große Teile der Innenstadt zerstört worden. Im Auftrag der französischen Militärverwaltung legte Marcel Lods, ein Wegbegleiter des großen Architekten Le Corbusier, zwischen 1946 und 1948 spektakuläre Wiederaufbaupläne für die Stadt am Rhein vor. Das Landesmuseum Mainz und die Landesdenkmalpflege der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) zeigen die in einer Planmappe dokumentierten Entwürfe in der Sonderausstellung „Marcel Lods und der Plan de Mayence – die Stadt als funktionelle Einheit“, die gestern im Landesmuseum Mainz eröffnet wurde. „Mit den radikalen Plänen von Marcel Lods widmen wir uns einem weiteren spannenden Kapitel des Wiederaufbaus von Mainz. Der Architekt verfolgte eine aufsehenerregende Vision, die zugleich interessante Einblicke in die damals modernsten Ideen des Städtebaus liefert“, so Thomas Metz, Generaldirektor der GDKE.

Die Pläne von Marcel Lods sahen den kompletten Abriss der Neustadt vor. Stattdessen sollte an dieser Stelle eine funktionell gegliederte Stadt im Grünen mit parallel versetzten Hochhausscheiben, Freizeitzonen und Sozialeinrichtungen entstehen. Darüber hinaus plädierte er dafür, den gesamten Verkehr mit einem neuen Hauptbahnhof, überregional angeschlossenen Autobahnen, einem neuen Hafen sowie einem Flughafen auf die rechte Rheinseite zu verlagern. Seine Visionen scheiterten 1948 am Widerstand der Mainzer Bürgerinnen und Bürger sowie an den bestehenden Eigentumsverhältnissen.

„Ich freue mich sehr, dass wir nun die Gelegenheit haben, eine weitere, bedeutende Facette der Epoche des Wiederaufbaus von Mainz zu beleuchten. Die Sonderausstellung über Marcel Lods schließt inhaltlich an unsere Egon Hartmann-Schau an, die erst kürzlich zu Ende ging. Wir zeigen eine Auswahl der 65 Blätter, die als ´Plan de Mayence´ zusammengefasst sind. Darin enthalten sind Voruntersuchungen, Straßenkarten sowie Grund- und Aufrisse des Wiederaufbauprojektes“, erläutert Dr. Birgit Heide, Direktorin des Landesmuseums Mainz. Und PD Dr. Eduard Sebald, Kustos am Landesmuseum Mainz, ergänzt: „Marcel Lods zählt zu den bekanntesten Vertretern moderner Architektur in Frankreich. Er hatte sich dem funktionalistischen Städtebau verpflichtet. Seine Pläne für den Wiederaufbau von Mainz folgten den Maximen der Charta von Athen aus dem Jahre 1933 – ein städtebauliches Manifest, an dem mit Le Corbusier einer der einflussreichsten Architekten des 20. Jahrhunderts mitgewirkt hatte“.

Die gezeigten Blätter, die dem Landesmuseum Mainz 2016 von Prof. Werner Durth von der TU Darmstadt überlassen wurden, veranschaulichen die Konzeption der funktionellen „Stadt der Zukunft“ – von der ersten Idee bis zur Detailplanung. In der Ausstellung „Marcel Lods und der Plan de Mayence – die Stadt als funktionelle Einheit“ spielt auch die Denkmalpflege eine bedeutende Rolle, wie Dr. Georg Peter Karn, Oberkonservator der Direktion Landesdenkmalpflege, erklärt. „Die Kulturpolitik der französischen Besatzungsverwaltung sah auch die Förderung von Baudenkmälern vor, in denen der künstlerische Einfluss Frankreichs anschaulich zum Ausdruck kommt. Zu den bedeutendsten Leistungen gehörte unter anderem die Wiederherstellung der barocken Adelspaläste am Schillerplatz. Auch dieser Aspekt wird in der Ausstellung berücksichtigt.“ Zugleich werden neben eigenen Exponaten auch Exponate des Stadtarchivs gezeigt, die ebenfalls im Kontext der Planungen stehen.

Die Ausstellung „Marcel Lods und der Plan de Mayence – die Stadt als funktionelle Einheit“ ist bis 24. April im Landesmuseum Mainz zu sehen.

Landesmuseum Mainz, Große Bleiche 49-51.
Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz – Wir machen Geschichte lebendig.